Standesinitiativen gegen "Killerspiele" - Weshalb noch mehr kommen wird

 

Kt. FreiburgLetzte Woche hat der Grosse Rat des Kantons Freiburg dessen Kantonsregierung dazu verpflichtet, sich mittels Standesinitiative auf Bundesebene für ein Verkaufsverbot von Gewalt darstellenden Computerspielen einzusetzen (diverse Medien berichteten). Die Motion wurde im Grossen Rat mit 76 zu 2 Stimmen deutlich gutgeheissen. Als nächster Schritt wird nun die Kantonsregierung den genauen Wortlaut der Standesinitiative erarbeiten und dem Grossen Rat vorlegen.

Nachdem bereits der Kanton St. Gallen im Mai dieses Jahres und der Kanton Bern im April gleich lautende Forderungen auf Bundesebene eingereicht haben und der Nationalrat am 3. Juni 2009 im Rahmen der Verschärfungen des Strafrechts auf die Motionen Allemann und Hochreutener eingetreten ist, mag man sich Fragen, weshalb nun der Kanton Freiburg nachträglich auch noch auf diesen Zug aufspringt.

Im Vereinigten Königreich wird gemäss gamesindustry.biz das PEGI-System als Standard für Altersangaben eingeführt. Was GameRights und weitere Game-Communities in ähnliches Form für die Schweiz fordern, wird dort also effektiv umgesetzt: Die PEGI Ratings werden gesetzlich verankert und somit für alle Händler verbindlich. Ausserdem haben PEGI Änderungen der Klassifikationssymbole angekündigt; Neu werden die Altersangaben farblich hinterlegt, die Inhalte genauer angegeben und extreme Inhalte wie starke Gewaltdarstellung oder Ähnliches eigens deklariert. Des Weiteren wird ein "PEGI OK" Label eingeführt, welches für kleinere Casual- und Online-Spiele angewendet werden kann. Ein Spiel mit dem "PEGI OK"-Label hat nach strenger Prüfung keinerlei Inhalte, welche zu einem Rating wie 3+ oder höher führen würden. Dies ist ein massiver Schritt in Richtung sinnvollen Einsatzes des bereits seit längerem bestehenden und etablierten PEGI-Systems, und auch das Argument der Verbotsbefürworter, dass die PEGI-Symbole unübersichtlich und leicht übersehbar seien, sollte nun kein Gewicht mehr haben:

"The Video Standards Council will oversee the system independent of the games industry, and will implement the PEGI system for all titles released in the region.

"Protecting children and giving parents a clear and robust new system has always been our starting point. The new system of classification follows the essential criteria set out by Professor Tanya Byron, who recommended a trustworthy, uniform and clear set of symbols that is flexible and future proof," commented Creative Industries Minister Siôn Simon."

gamesindustry.biz: PEGI becomes UK standard for game ratings. http://www.gamesindustry.biz/articles/pegi-becomes-uk-standard-for-game-ratings

Reto Knobel, "Digital"-Redaktor bei tagesanzeiger.ch , brüskierte sich unlängst in einem kurzen Artikel mit zwei Bildern darüber, dass über die Schweinegrippe bereits kleine Flash-Games geschrieben wurden. Der Artikel mit dem Titel "'Beginnen Sie mit der Infizierung' - So krank ist die Gamewelt" hat folgenden Text:

Ist das lustig? Auf Swinefighter.com können gelangweilte Bürolisten mit einer Spritze infizierte Schweine jagen: Gelingt es, das Tier zu pieksen, wird es rot und verschwindet. Immerhin: Der Grundgedanke dahinter – die Ausbreitung der Krankheit zu verhindern – ist sympathisch.

Andere Flash-Games zur Schweinegrippe hingegen müssen ziemlich kranken Hirnen entsprungen sein: So ist «Pandemic 2»-Gewinner derjenige Spieler, der die aggressivsten Viren, Bakterien und Parasiten züchten kann und damit die ganze Menschheit infiziert. Über das Game «Sneeze» muss der Gamer möglichst viele Menschen anniessen und krank machen.

Reto Knobel (rek): 'Beginnen Sie mit der Infizierung - so krank ist die Gamewelt', 10.06.2009, http://www.tagesanzeiger.ch/digital/internet/Beginnen-Sie-mit-der-Infizierung-So-krank-ist-die-Gamewelt/story/19646138

In einer Ihrer letzten Ausgaben berichtete das Magazin „Schweizer Familie“ über das Thema Gewaltspiele. Was wie ein harmloser Artikel aussieht, ist aber in Wahrheit der Text eines Autors, der hinlänglich als Spielegegner bekannt ist: Manfred Spitzer. Leider gibt die Schweizer Familie seine Meinung unreflektiert weiter, was das Bild der gewalthaltigen Videospiele in den Augen vieler noch verschlechtern dürfte.

Es liegt auf der Hand, dass eine Schweizer Publikation, bei welcher die Familie Programm ist, sich kritisch mit dem Thema Gewalt in Videospielen auseinandersetzen wird. Was zunächst als alter Zopf erscheint - das wissen wir doch alles schon - muss vor dem Hintergrund verstanden werden, dass das Zielpublikum dieser Publikation nicht der mediengewandte junge Erwachsene ist, sondern Eltern, deren höchstes Gut ein intaktes harmonisches Familienleben darstellt. Somit erstaunt es auch wenig, dass der betreffende Artikel sich gar nicht erst die Mühe nimmt, die Thematik von Gewalt in Videospielen differenziert zu betrachten.

In der heutigen Ausgabe der „Sonntag“ ist ein Artikel zu finden, in dem Evi Allemann wieder einmal über Killerspiele spricht. Die bekannte Forderung, Spiele, in denen grausame Gewalttätigkeiten zum Spielerfolg führen zu verbieten, wird propagiert. Die Journalistin vergleicht dann die Situation mit Deutschland, wo es ihrer Meinung nach eine solche Regelung schon gibt. Die deutsche Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien geht aber viel weniger weit als Näf, Allemann und Konsorten, die ein Totalverbot aller Spiele bei denen „grausame Gewalt“ zum Spielferfolg führt. Die BPjM indiziert lediglich besonders fragwürdige Titel wie zB. Manhunt, oder aber verfassungswidrige Titel. Einige dieser Spiele hat die „Sonntag“ aufgelistet, und die Journalistin nimmt an, dass diese Spiele wohl auch bei uns verboten würden. Diese Liste hat es nun aber in sich:

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