Der Deutsche Computer(Kinder)spielpreis

  • Lukas
  • 17. Mai 2010
  • Essays
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Der Deutsche Computerspielpreis - Ein Interessenskonflikt


„Die Anno-Farce“
(GameStar), „Kuschel-Preis für Computerspiele“ (Heute.de), „Eine Räuberpistole“ (Welt Online) und „Deutschland feiert Kinderspiele“ (Spiegel). Die Aufregung um den Deutschen Computerspielpreis 2010 ist ebenso gross wie berechtigt – und das nicht nur bei Insidern.

Dabei hatte es so gut angefangen: Als 2008 der erste Deutsche Computerspielpreis verliehen wurde, konnte das gut und gerne als ein wichtiger Schritt in Richtung gesellschaftlicher und vor allem auch politischer Akzeptanz gewertet werden. Doch nun scheint der Preis zu einer Farce geworden zu sein, nicht zuletzt auch durch kräftiges Zutun der Politik. Um zu verstehen wie das passieren konnte, müssen die Hintergründe der Verleihung dieses Preises betrachtet werden.

"Der Bundesrat wird beauftragt (...) Spielprogramme zu verbieten, in denen grausame Gewalttätigkeiten gegen Menschen und menschenähnliche Wesen zum Spielerfolg beitragen." Der einleitende Text aus der Motion von Evi Allemann (SP) ist den Gamern mittlerweile hinlänglich bekannt. Mit populistischen Tiraden gegen ein junges Medium, welches von einer vorwiegend älteren (Polit)Generation offenbar nicht verstanden wird, sorgten ursprünglich vor allem Exponenten der Berner SP für Aufsehen. Spätestens seit der Annahme dieser Motion im Nationalrat wissen wir aber, dass auch Politiker anderer Parteien mit Ignoranz oder Unwissen dem Thema begegnen und so die Motion gewissermassen unbesehen abgesegnet haben.

Mit viel Effekthascherei und wenig bis keiner Kenntnis der Materie scheinen die Politiker hüben wie drüben punkten zu wollen. Gleichzeitig entdecken deren Parteien in ihrer Doppelmoral die junge Generation als potenzielles Stimmvolk und gehen mit zweifelhaften Spielchen auf Stimmenfang.

Vor einer Weile berichteten wir über den Fall der Organisation SOS Kinderdorf, welche ein Gratiswerbung-Angebot einer Gamewebsite aus "ethischen Gründen" ablehnte. In der deutschsprachigen Gamergemeinde stiess diese Einstellung auf Entrüstung, viele fühlten sich erneut als Unmenschen denunziert. Einen ähnlichen Fall gab es unlängst erneut in Deutschland: Der Gamer-Verein prediction Gaming e.V. verlor ein alteingesessenes, allseits geschätztes Mitglied an den Krebs und hatte es sich daher auf die Fahne geschrieben, den Kampf gegen die gefürchtete Krankheit zu unterstützen. Die Zusammenarbeit mit der Deutschen Krebshilfe e.V., welche Unterstützung durch Spenden und Gratis-Bannerwerbung vorsah, kam jedoch nicht zustande - aufgrund interner, ethischer Grundsätze sagen die einen, während die anderen angeben, standardmässig geforderte Angaben nicht erhalten zu haben. Die Situation schien verfahren - bis GameRights eingriff und bei beiden Stellen noch einmals nachhakte, um den genauen Sachverhalt zu erfahren. Das Ergebnis ist für beide Seiten soweit positiv.

Der Verein Gegen Mediale Gewalt (VGMG) lässt keine Gelegenheit aus, einen vermeintlichen Zusammenhang zwischen einem Gewaltverbrechen, in welchem Jugendliche involviert waren und dem Konsum von Actiongames herzustellen. Stützte sich VGMG-Chefdenker Roland Näf ursprünglich noch einseitig auf den seiner Sache dienlichen Studien, nehmen die Argumente in jüngerer Zeit jedoch immer groteskere Züge an. Jüngstes Beispiel ist die Stellungnahme des VGMG zum Tötungsdelikt Ried-Muotathal vom August 2009, welche im GameRights-Forum bereits eingehend diskutiert worden ist.

Hinter der Tatsache, dass Roland Näfs Analysen in der Einleitung jeweils Objektivität suggerieren, steckt reines Kalkül.

 

  • Adrian
  • 11.08.2009
  • Essays
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„Tatsache ist, dass über Spielekonsolen, am PC oder online Spiele gespielt werden können, die dem Nutzer Gelegenheit geben, virtuelle Gewalt gegenüber realistischen Abbildern von Menschen auszuüben. Diese Spiele enthalten massive und wirklichkeitsnahe Gewaltdarstellungen, die wir als unethisch ablehnen.

Wir sind besorgt, dass auch junge User über diese Spiele - getarnt als harmlose Unterhaltung - auf vielfältige Weise mit Gewalt in Kontakt kommen können. Deshalb nehmen wir in besonderer Verantwortung für die uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen eine kritische und distanzierende Haltung zu den Inhalten von so genannten Shooterspielen beziehungsweise Online- oder PC-Kriegsspielen ein.”

Games.ch: SOS Kinderdorf e.V. lehnt Gamerhilfe ab.

So begründete die SOS Kinderdorf-Organisation ihre Absage, die sie der Website Gamersunity.de zustellte. Diese Website hatte der Hilfsorganisation angeboten einen Werbebanner aufzuschalten und den damit verbundenen Ertrag komplett an das Hilfswerk zu spenden.

 

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