USA: Game oder Gun Control?

  • Melody
  • 12. Februar 2013
  • Politik
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Keine Waffen erlaubt - Verbotsschild in Phoenix (USA)Die tragische Schiesserei in Newtown, Connecticut, hat in den Vereinigten Staaten nicht nur eine Verschärfung der Debatte über die Reglementierung von Waffenbesitz ausgelöst, sondern auch die Darstellung von Gewalt in den Medien - allen voran in Videospielen -  ins öffentliche Gespräch gebracht. Um eine Verringerung der Tode durch Schusswaffen zu erzielen, fokussieren sich die Demokraten auf eine Verschärfung der Waffengesetze. In den Vereinigten Staaten ist das Recht Waffen zu besitzen durch den zweiten Zusatzartikel zur Verfassung, das so genannte "second amendment", geschützt. Die Republikaner und die National Rifle Association ihrerseits zeigen mit dem Finger auf die Gewaltkultur - welche sich in den Medien widerspiegelt.

Politiker wie der Kalifornische State Senator Leland Yee der demokratischen Partei äusserten sich folgendermassen zu dieser Debatte:

Gamer sollten dazu einfach schweigen. Gamer haben in dieser Debatte keine Glaubwürdigkeit. Es geht ihnen nur um die Lust an Gewalt und der Industrie nur um die Lust am Geld. Das ist eine Milliarden-Dollar Industrie, da geht es um Eigeninteresse.

Quelle: http://www.sfgate.com/news/article/Video-games-drawn-into-violence-debate-4219013.php

Der Senator entschuldigte sich nach zahlreichen Protesten der Videospielcommunity dahingehend, dass er nicht einzelne Individuen ansprechen wollte. Er versuchte bereits 2005 ein Gesetz einzuführen, welches den Verkauf von gewalthaltigen Videospielen an Minderjährige verbieten sollte. Dies scheiterte jedoch, da der Oberste Gerichtshof entschied, dass dies den ersten Zusatzartikel zur Verfassung, welcher Meinungsfreiheit (und implizit auch Kunst- und Pressefreiheit) verankert, verletzen würde. Videospiele seien wie Bücher, Filme, Zeitungen und andere Medien durch die Pressefreiheit geschützt.

Auch Tennessee Senator Lamar Alexander bezeichnete gewalthaltige Videospiele als grösseres Problem als echte Waffen. Er tat dies jedoch unter dem Ansatz, dass die Kultur der Waffengewalt ein Problem darstelle. Videospiele sind Teil eines grösseren sozialen, kulturellen, ökonomischen und politischen Spektrums. Diesen Umstand mit einzubeziehen sei in dieser Debatte von äusserster Wichtigkeit. Die Frage stellt sich, ob die Faszination und Glorifizierung von Feuerwaffen zur Popularität von Shootergames beiträgt oder umgekehrt das Spielen von Ego-Shootern zu einer Glorifizierung von Schusswaffen führt.


Präsident Obama fokussiert sich in der Debatte auf die Problematik der Reglementierung von Waffenbesitz und der psychischen Gesundheit. Er schlug vor, dass der Kongress wissenschaftliche Studien finanzieren solle, welche den Effekt von gewalthaltigen Videospielen auf die Psyche junger Menschen untersuchen. Kritische Stimmen sagen dazu aber, dass dies nur zu den schon zahlreich vorhandenen Studien beitragen würde, welche keinen Zusammenhang zwischen Gewalt in Videospielen und realer Gewalt beweisen konnten und stellen in Frage, dass hier gezielte Finanzierung für weitere Forschung nötig ist. EA CEO John Riccitiello sagt dazu:

Der Punkt ist, dass direkte Studien gemacht worden sind. Forschung, welche hunderte Millionen Dollar kostete, konnte keinen Zusammenhang finden, weil es keinen gibt.

Quelle: http://uk.ign.com/articles/2013/01/31/ea-ceo-horrified-by-gun-violence-says-games-arent-linked


Vizepräsident Joe Biden hat sich diesbezüglich mit Vertretern der Videospielindustrie getroffen, unter denen auch Leute von Activision Blizzard, Electronic Arts, Take-Two Interactive, Epic Games and ZeniMax Media waren. Die International Game Developers Association (IGDA) schrieb in einem offenen Brief an den Vizepräsidenten:

Der Bedarf an wissenschaftlichen Studien: Anders als andere Industrieverbände hat die IGDA kein Interesse daran, wissenschaftliche Untersuchungen über die Produkte unserer Mitglieder zu behindern. Wir begrüssen zusätzliche beweisbasierende Forschung über die Effekte unserer Arbeit, um zu der schon umfangreichen wissenschaftlichen Literatur hinzugefügt werden zu können, welche deutlich keinen kausalen Zusammenhang zwischen der Gewalt in Videospielen und realer Gewalt zeigt.

Quelle: http://www.gamepolitics.com/2013/01/10/eca-sends-letter-vp-joe-biden-defending-video-games


Die letzte Entwicklung in der Debatte ist die Gründung einer Taskforce zur Prävention von Waffengewalt. Diese soll einen Plan aufstellen, um Waffengewalt zu verringern ohne jedoch das "second amendment" zu verletzen. Der allerletzte Punkt der aufgezählten Massnahmen beinhaltet:

Der Fokus ist auf die Glorifizierung von Gewalt in unserer Kultur zu richten, wie wir sie in Filmen, in TV-Programmen, in der Musik und in Videospielen beobachten können. Der Kongress soll wissenschaftliche Forschung über den Zusammenhang zwischen Populärkultur und Waffengewalt finanzieren während er sicherstellt, dass Eltern Zugang zu benötigten Informationen haben, um fundiert entscheiden zu können, was ihre Familie sieht, hört und spielt.

Quelle: http://gamepolitics.com/2013/02/08/congressional-gun-violence-prevention-task-force-calls-more-research-violent-video-games


Die Taskforce gibt ebenfalls zu, dass Studien keinen Zusammenhang zwischen Gewaltdarstellung in Medien und gewalttätigem Verhalten vermuten lassen, dass aber zusätzliche Untersuchungen gemacht werden sollen. Die Zukunft wird zeigen, inwiefern die Darstellung von Gewalt in Videospielen, Gewaltkultur und die Ausübung von Waffengewalt in den USA zusammenhängen.

Zu diesem interessanten Thema möchten wir an dieser Stelle auf einen unserer älteren Artikel hinweisen: Echte Soldaten über virtuelle Schlachtfelder

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