Eine Zukunft ohne COD und GTA in Deutschland?

Verschärfung in Deutschland?

„Killerspielverbot“ – Bundesregierung plant Verschärfung. So wurde ein Beitrag betitelt, welcher am 12. Oktober auf der Homepage des Verbandes für Deutschlands Video- und Computerspieler erschienen ist. Ein Titel, in den man einiges hineininterpretieren könnte. Wir können jedoch aufatmen: Tatsächlich handelt es sich dabei um die Neukonzeption des Jugendmedienschutzstaatsvertrages,  nach der in Zukunft weitere Verschärfungen geplant sind.

 

Eine von der Discount-Website myvouchercodes.co.uk in Auftrag gegebene Studie hat erwiesen, dass rund 39% der Eltern auf den britischen Inseln ihren Kindern gestatten Spiele zu spielen, die eine 18+ Einstufung erhalten haben, obwohl sie nicht der Altersklasse des Kindes entsprechen. Weiter weist die Studie auch darauf hin, dass knapp die Hälfte der Eltern kein Problem damit haben ihren Nachwuchs mit Filmen ohne Jugendfreigabe alleine zu lassen und dass rund zwei Drittel keine Bedenken dabei haben, wenn Tochter oder Sohn Musik mit „explicit lyrics“ konsumieren.

Am 20. Mai diesen Jahres wurde die neuste Iteration der «Wolfenstein»-Franchise, «The New Order», von Bethesda/ZeniMax veröffentlicht. Wie zu erwarten war, erfuhr die deutsche Version aufgrund gesetzlich bedenklicher Inhalte, welche in Vergangenheit als Verstösse gegen §86 des deutschen Strafgesetzbuches ausgelegt worden waren, einige Einschnitte. Davon sind üblicherweise auch Schweizer Gamer betroffen, wenn sie die eingedeutschte Variante spielen wollen - generell wird nur eine deutsche Version hergestellt, welche im gesamten deutschsprachigen europäischen Raum verkauft wird. Traditionell können Schweizer Gamer, falls sie die sprachliche und inhaltliche Authentizität eines Spiels geniessen wollen, US- oder UK-Versionen eines Spiels auch bei lokalen Händlern und bislang praktisch immer auch auf Valve's Online-Distributionskanal «Steam» kaufen, denn für uns gelten die deutschen rechtlichen Bedingungen ja nicht. Beim mit viel Vorfreude erwarteten «Wolfenstein: The New Order» jedoch wurde dies geändert: Auch in der Schweiz kann man nur die deutsche geschnittene Variante über Steam erstehen, einige Gamer berichteten sogar davon, dass ihre physisch beim Händler gekaufte US-PC-Version nicht aktiviert und somit nicht gespielt werden konnte. Für die meisten Spieler hat sich dies mittlerweile scheinbar geändert.

Wir sprachen mit Hersteller Bethesda, um herauszufinden, warum das so ist, wie die Spieleschmiede zu dieser Situation steht und was sie für ein korrektes Angebot der US-Variante im Schweizer Steam-Store zu tun gedenkt.

Ein bekannter Videospiel-Experte äusserte sich in einem Blogartikel auf der Homepage der Zeitschrift Forbes vom 28. Juli mit einer brisanten Aussage zu den Attentaten in Norwegen. Dr. Christopher Ferguson forscht an der Texas A&M International University und hat zahlreiche Studien über positive und negative Effekte des Spielens von Videospielen veröffentlicht, unter anderem die oft zitierte Studie Violent Video Games and  Aggression aus dem Jahre 2008.

 

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Ferguson weist darauf hin, dass Videospiele als Sündenbock in Attentaten und Amokläufen fast nur dann herangezogen werden, wenn der Täter ein Weisser ist. Ferguson bezieht sich auf die Situation in den USA, wo eine Schiesserei in einer städtischen Schule, welche von Minoritäten besucht wird, weder gross in den Medien Aufmerksamkeit erhalte, noch mit dem Spielen von gewalttätigen Videospielen in Verbindung gebracht werde. Aber sobald es sich um eine Vorstadt-Schule mit vorwiegend weissen Schülern handle, werde sofort auf gewalttätige Videospiele als Ursache verwiesen, anstatt auf die psychischen Probleme der Täter einzugehen.

 

Heute morgen hat in Oslo hat der Prozess begonnen gegen den Attentäter Anders Behring Breivik, welcher im letzten Sommer über siebzig Menschen tötete. Er will in Notwehr gehandelt haben. Kurz nach 11 Uhr wird besprochen, dass Breivik von 2009 bis 2011 an seinem Manifest arbeitet und während dieser Zeit sehr oft World of Warcraft spielte. Der Staatsanwalt Svein Holden bezieht sich dabei auf die vermeintliche Gewaltdarstellungen im Spiel.

World of Warcraft ist laut PEGI für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren freigegeben und zeichnet sich durch eine liebevolle Comic-Grafik aus. Also das Gegenteil von dem, was sich Leute unter dem leidigen Begriff "Killerspiel" vorstellen. In einer virtuellen Welt kann man sich zu Gruppen zusammenschliessen und gemeinsam Abenteuer erleben. Inwiefern die comichafte Darstellung von Schwertkämpfen und Zaubern vom Staatsanwalt mit dem Attentat in Verbindung gebracht wurde ist derzeit noch unbekannt.

 

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