SOS, Spielephobie

  • Adrian
  • 11. August 2009
  • Essays
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„Tatsache ist, dass über Spielekonsolen, am PC oder online Spiele gespielt werden können, die dem Nutzer Gelegenheit geben, virtuelle Gewalt gegenüber realistischen Abbildern von Menschen auszuüben. Diese Spiele enthalten massive und wirklichkeitsnahe Gewaltdarstellungen, die wir als unethisch ablehnen.

Wir sind besorgt, dass auch junge User über diese Spiele - getarnt als harmlose Unterhaltung - auf vielfältige Weise mit Gewalt in Kontakt kommen können. Deshalb nehmen wir in besonderer Verantwortung für die uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen eine kritische und distanzierende Haltung zu den Inhalten von so genannten Shooterspielen beziehungsweise Online- oder PC-Kriegsspielen ein.”

Games.ch: SOS Kinderdorf e.V. lehnt Gamerhilfe ab.

Logo des Hilfswerks

So begründete die SOS Kinderdorf-Organisation ihre Absage, die sie der Website Gamersunity.de zustellte. Diese Website hatte der Hilfsorganisation angeboten einen Werbebanner aufzuschalten und den damit verbundenen Ertrag komplett an das Hilfswerk zu spenden.

 

 

Eine Reaktion Seitens Gamersunity.de liess nach dieser Diskriminierung nicht auf sich warten.

“Man könnte fast meinen, wir seien eine rechtsextremistische Webseite. Offensichtlich verzichtet man bei den Kinderdörfern lieber auf Spenden (und somit darauf, in Not geratene Menschen zu helfen), anstatt möglicherweise mit so etwas Bösem, wie unserer Seite, in Verbindung gebracht zu werden.”

Games.ch: SOS Kinderdorf e.V. lehnt Gamerhilfe ab.

Die Absage wirft viele Fragen auf. So ist es berechtigt, nachzuhaken ob SOS Kinderdorf jede Spende auf deren ethische „Sauberkeit“ überprüft oder wie ernst man die Bemühungen im Gebiet der Medienerziehung nach so einer Reaktion noch nehmen kann.

Auch andere Aussagen wie die Folgende verlieren an Glaubwürdigkeit nach dieser peinlichen Aktion.

Alternativen anbieten, keine Verbote aufstellen

Eltern, die den Eindruck hätten, ihre Kinder säßen zu oft und zu lange vor dem PC oder dem Fernseher, rät Edlinger nicht nur Vorwürfe zu machen, sondern Alternativen anzubieten. Er selbst sei immer wieder überrascht, wie gerne die Kinder andere Freizeit-Angebote annehmen, wie zum Beispiel raus in die Natur zu gehen. Eine andere Verhaltensregel für Eltern lautet: keine Verbote aufstellen. „Wichtiger ist es, den Kindern und Jugendlichen klar zu machen, was sie sonst noch zu erledigen haben und dass der Medienkonsum nur ein Teil des Ganzen ist.“ Nur so könne man die Kinder und Jugendlichen Schritt für Schritt zurück in die Gemeinschaft holen – die familiäre oder die des Freundeskreises.

Sos-kinderdorf.de: Flucht in eine andere Welt.

Ebenfalls sehr interessant wird sein, inwiefern SOS Kinderdorf diese Linie weiterführen wird. Würden sie konsquent bleiben, würden sie nicht nur ein Verbot fordern, sondern auch keine Werbung im Fernsehen mehr machen, da auch dort Actionfilme und Serien ausgestrahlt werden oder sie würden auf DJ Ötzi als Botschafter verzichten, weil seine Musik auf Mallorca zum Alkohlexzess animieren könnte.

Mal wieder reitet eine Organisation auf der Hetzerwelle mit, jedoch ist das Traurige diesmal, dass nicht nur die Gamer stigmatisiert werden, sondern auch die Kinder, die auf das SOS Kinderdorf Hilfswerk angewiesen sind. Man kann nur hoffen, dass andere Organisationen SOS Kinderdorf nicht als Vorbild nehmen und Spiele, Spieler und damit verbundene Organisaitionen als unethisch diskriminieren und ausgrenzen.

Die Pressestelle von SOS Kinderdorf war für eine Stellungnahme gegenüber GameRights.ch nicht erreichbar.

 

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