In Einsatz für Games: GameRights unterwegs

2015 neigt sich langsam dem Ende zu. Noch bevor wir an der Generalversammlung in einer Woche das Vereinsjahr Revue passieren lassen, möchte ich in diesem Artikel beschreiben, wie ich in den letzten Monaten die Chance hatte, gleich an zwei wichtigen Events teilzunehmen: Einerseits die GamesCom 2015, welche von Besucherzahlen und epischen Gamenews nur so strotzte und der dazugehörige Congress, an dem ich teilnehmen konnte, andererseits die Switzerlan 2015, an welcher ich dreimal einen einstündigen Vortrag halten durfte. Beides waren wichtige und spannende Chancen, um nicht nur die Message von GameRights an die Leute zu bringen, sondern auch ein bisschen «Networking» zu betreiben und wichtige Personen und Stellen im In- und Ausland kennenzulernen. Im Folgenden erläutere ich diese beiden Einsätze kurz und knackig; was sie umfassten und warum sie für GameRights wichtige Aktivitäten und Auftritte darstellten.

GamesCom 2015

Thomas im Hauptraum des GC CongressAn die GamesCom 2015 vom 5. bis 9. August durfte ich für GameRights als Fachbesucher anreisen. Nach einer für mich mit kaum Schlaf verbundenen Reisenacht im Nachtzug nach Köln, besuchte ich gemeinsam mit einem Bekannten die Messe selbst schon am 5. August - an dem Tag war sie nur für Fachbesucher geöffnet, jedoch da bereits überschwemmt. Die Eindrücke waren mannigfaltig, intensiv und beeindruckend - wir sprechen hier von mehreren Hallen, jede etwa so gross wie das Hallenstadion in Zürich. EA hatte eine halbe Halle nur für ihren gigantischen Stand gemietet und, wie ich mir sagen liess, dafür einen zweistelligen Millionenbetrag hingeblättert. Ob das wirklich stimmt, weiss ich nicht, aber bei EA könnte ich es mir durchaus vorstellen.

Nach einem spannenden Tag, der trotz Übermüdung extrem faszinierend war, und einer endlich erholsamen Nacht, ging es am 6. an den GamesCom Congress. Dieser eintägige Kongress wurde im selben Gebäude abgehalten und war in sechs Themenbereiche aufgeteilt, worunter auch Businessthemen wie der Aufbau einer Spieleschmiede in Europa ihren Platz hatten. Für GameRights am relevantesten jedoch war der Bereich, in dem über Jugendschutz und Handelsrichtlinien referiert und diskutiert wurde, also hielt ich mich zumeist dort auf.

Zunächst wurde uns IARC vorgestellt (International Age Rating Coalition). Das Ziel der Gruppe ist es, die verschiedenen Altersklassifikationssysteme der Welt - bislang PEGI, das amerikanische ESRB, Classificacão Indicativa aus Brasilien, USK in Deutschland sowie das Australian Classification Board - in ein einfaches System zu konsolidieren. Wenn Hersteller oder Publisher ein Spiel auf der ganzen Welt im Digitalverkauf launchen wollen, mussten sie sich bislang um alle verschiedenen Ratings für alle Länder und Regionen einzeln kümmern. Mit IARC fällt dies weg, denn durch einen einmaligen Durchlauf in einem Questionnaire werden dem entsprechenden Spiel alle angeschlossenen Ratings direkt vom System verliehen. Dies wird geprüft und kann auch vom Hersteller nachträglich angefochten werden. Der Clou: Shops wie der Google Play Store oder der Firefox Store übernehmen das Rating und bezahlen auch die Kosten dafür. Die Präsidentin des Kommitees Patricia E. Vance, welche auch bei ESRB arbeitet, betonte, dass Gespräche mit Valve und Apple bereits laufen. Der Vorteil eines solchen Systems liegt auf der Hand: Mussten gerade kleinere Hersteller bislang viel Geld für Ratings bezahlen, fällt dies nun weg. Ausserdem sind Ratings schnell, einfach und international verteilt. Besonders erfreulich ist auch, dass die meisten Kriterien von IARC auf denen von PEGI basieren, was für die herausragende Systematik dieser Klassifikation spricht. Ich erachte IARC als eine riesige Chance gerade für die Indieszene auf der ganzen Welt und freue mich auf weitere Entwicklungen. Mrs. Vance konnte zur Implementierung im physischen Handel wenig sagen, da sie meinte, dass dies aufgrund lokaler und rechtlicher Begebenheiten sehr viel schwieriger sei.

Als nächstes wurde in einer Diskussion die Frage "Wie passen internationale Konzepte ins deutsche Jugendschutzsystem?" gestellt. Verschiedene hochkarätige Diskussionsteilnehmer, darunter Felix Falk, der Geschäftsführer der USK und Sabine Frank von Google Germany, sprachen über die Wirksamkeit von Systemen wie IARC und die Umsetzbarkeit am Beispiel Deutschland, das mit seiner USK ja eine eigene Lösung bereit hält. Dabei zeigte sich auch, dass die Privatwirtschaft das System sehr optimistisch begrüsst, während Vertreter der deutschen Regierung eher skeptisch und kritisch sind.

Etwas später wurde in einer anderen Diskussion die tatsächliche technische Umsetzung von Jugendschutzsystemen mit dem Untertitel "Der steinige Weg zum Erfolg" besprochen. Als der Moderator beispielsweise fragte, was denn "Erfolg" genau bedeute, äusserte Svenja Stadler von der SPD-Bundestagsfraktion beispielsweise den Wunsch, dass das Jugendschutzsystem in Deutschland auf nationaler statt nur Bundestagsebene funktionierte. Die Parallelen zur momentan föderalistischen Kantonslösung in der Schweiz sind offensichtlich. Clemens Mayer-Wegelin der Rechtsabteilung von Nintendo versprach, dass die Industrie den Jugendschutz "ehrlich wichtig" nähme und Dr. Maximilian Schenk, Geschäftsführer des Bundesverbands Interaktive Unterhaltungssoftware, hielt fest, dass Medienkompetenzentwicklung mit Zeit und Arbeit verbunden sei - das müssten Eltern allerdings auf sich nehmen.

Sehr cool fand ich die Vorstellung des Projekts digitale-spielewelten.de, ein Social Network für Projektvernetzung. Hier können Organisationen wie beispielsweise auch GameRights ihre Projekte vorstellen und kriegen so vielleicht die Chance, diese im eigenen Land zu fördern oder sogar in andere Länder hinauszutragen. Bislang konzentriert sich das Projekt auf Deutschland, Österreich und die Schweiz.

In den Pausen wurden Snacks und Getränke gestellt; nebenbei konnte man sich mit anderen Teilnehmenden austauschen. Besonders spannend fand ich das Gespräch mit einem Herrn, der von Österreich aus Kontakte zu deutschsprachigen Organisationen im Bereich von Games, Jugendschutz und Medienkompetenz sucht und für die österreichische Regierung Zusammenarbeiten aufbaut. Viele Visitenkarten wurden vergeben, viele eingesteckt.

Nach zwei sehr spannenden und intensiven Tagen reisten wir mit vielen neuen positiven Eindrücken zurück in die Schweiz. Während dem Congress habe ich auf meinem persönlichen Twitter-Channel auch live getweetet (#grgcc15).

Switzerlan 2015

Vor einem interessierten Publikum an der SwitzerlanIch wurde von den Betreibern der Switzerlan 2015 in Bern eingeladen, am Donnerstag, Freitag und Samstag je eine Präsentation auf der Stage zu halten. Diese betitelte ich "Games, Gewalt und Jugendschutz - Quo Vadis?" und sprach über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Diskussion rund ums titelgebende Themengefüge. Um die Präsentation spannender zu gestalten, liess ich auch Soundbits und Videos einfliessen. Die Rückmeldungen sowohl von den Organisatoren als auch von den Zuschauern waren durchwegs positiv: Ein symphatisches Elternpaar, welches zwei Söhne in knapp vorpubertären Alter hat und nach eigenen Angaben bereits jetzt Let's Plays über die Wunschgames der Kinder schaut, mit ihnen zusammen spielt und über die Inhalte spricht, fragte mich, ob sie noch mehr tun könnten - meine Antwort: "Wenn alle Eltern so wären wie Sie, hätten wir nicht mehr viel im Bereich der Medienkompetenz zu tun!"

Mein Vortrag wurde vom Twitch-Stream aufgenommen und kann hier eingesehen werden.

2015 bot mir einmalige Möglichkeiten, um mich im Bereich unserer Kernarbeit einzubringen und weiterzubilden. Ich danke allen Mitgliedern, welche uns diese Einsätze ermöglichen, und freue mich auf ein ereignisreiches 2016!

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