Experte: Schuldzuweisungen an Videospiele im Fall Breivik sind rassistisch

Experte: Schuldzuweisungen an Videospiele sind rassistischEin bekannter Videospiel-Experte äusserte sich in einem Blogartikel auf der Homepage der Zeitschrift Forbes vom 28. Juli mit einer brisanten Aussage zu den Attentaten in Norwegen. Dr. Christopher Ferguson forscht an der Texas A&M International University und hat zahlreiche Studien über positive und negative Effekte des Spielens von Videospielen veröffentlicht, unter anderem die oft zitierte Studie Violent Video Games and  Aggression aus dem Jahre 2008.

 

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Ferguson weist darauf hin, dass Videospiele als Sündenbock in Attentaten und Amokläufen fast nur dann herangezogen werden, wenn der Täter ein Weisser ist. Ferguson bezieht sich auf die Situation in den USA, wo eine Schiesserei in einer städtischen Schule, welche von Minoritäten besucht wird, weder gross in den Medien Aufmerksamkeit erhalte, noch mit dem Spielen von gewalttätigen Videospielen in Verbindung gebracht werde. Aber sobald es sich um eine Vorstadt-Schule mit vorwiegend weissen Schülern handle, werde sofort auf gewalttätige Videospiele als Ursache verwiesen, anstatt auf die psychischen Probleme der Täter einzugehen.

 

Weiter meint Ferguson, dass Videospiele nun mal ganz oben auf der Liste stehen, wenn es darum geht, schnell einen Sündenbock zu finden.

Es gibt Gruppen da draussen, die die Schuld an alles und jedem den Videospielen zuschieben. [...] Ich denke, es ist unverantwortlich und gedankenlos, aus der Tragödie von jemand anderem politisch etwas gewinnen zu wollen, aber sie tun es trotzdem.

Seit dem Massaker an der Columbine Highschool wurde sehr viel geforscht zum Zusammenhang zwischen Gewaltdarstellungen in Videospielen und Massentötungen. Ferguson beschreibt, wie er und sein Forscherteam herausgefunden haben, dass ungefähr 95% der jungen Männer in den USA gewalthaltige Videospiele gespielt haben. Wenn sich also eine Schiesserei mit mehreren Toten ereignet und der Täter ein junger Mann ist, dann spielt er in den meisten Fällen auch gewalthaltige Videospiele. Ferguson kommt zum Schluss, dass der Basisprozentsatz dieses Verhaltens so weit verbreitet sei, dass es kein Vorhersagewert habe.


Ausserdem, so Ferguson, gibt es auch Massentötungen durch Einzelpersonen, bei denen klar ist, dass der Täter kein Gamer gewesen war und verweist auf das Massaker an der Virginia Tech im Jahre 2007. Zusammenfassend sagt er:

Wissenschaftlich gesehen ist der Gedanke, dass Gewalt in Videospielen oder im Fernsehen zu Massentötungen beiträgt, eine widerlegte Idee, die auf keiner realen Grundlage basiert.

Auch zu Denken geben sollte, dass Videospiele zur Erklärung von gewalttätigem Verhalten nur bei jüngeren Tätern herangezogen werden. Dabei wurde auch in Deutschland von einer neuen, repräsentativen Studie bewiesen, dass das Spielen von Videospielen immer mehr Altersgruppen anspricht und es auch viele Gamer und Gamerinnen gibt, die zwischen vierzig und fünfzig sind.

 

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