Videospieler: Die Manager der Zukunft?

  • Joel
  • 02. November 2010
  • Studien
  • 118640

Gildenleader als Führungskräfte: Andres Schaffhauser, Ex-Chef PR bei GameRights, im BeobachterWer lernen möchte, wie moderne Unternehmen zielstrebig organisiert und geführt werden, kann von Videospielen einiges lernen. Zu dieser Kenntnis sind Kommunikationsforscher der Stanford-Universität in Kalifornien gelangt. Videospiele machen keineswegs dumm, einsam oder gar aggressiv, so das Fazit der Studie. Im Gegenteil: Sie können sogar karriere- und wirtschaftsfördernd sein.

 

Videospiele lassen den Spieler vereinsamen – ein noch immer weit verbreitetes Vorurteil.
Das gemeinsame  Spielen mit Freunden ist heute jedoch einfacher und populärer denn je. Die aktuelle Konsolengeneration brachte nicht nur hochauflösende Bilder und schönere Grafiken, auch die Onlineanbindung wird mittlerweile gross geschrieben. Was auf dem Computer schon länger möglich war, ist nun auch auf Konsolen Standard. Das kooperative Spielen hat Einzug in beinahe alle Spielegenres erhalten. Aufgaben (sogenannte Quests) werden zusammen gelöst, Welten werden in der Gruppe von bösen Invasoren befreit oder Fussballspiele von Mannschaften aus jeweils elf Freunden ausgetragen. Kurz: Mehrspielermodi sind aus modernen Spielen kaum mehr wegzudenken.

Spieler organisieren sich also in Gruppen. Meist geht es darum, Aufgaben zu bewältigen, welche alleine nicht lösbar wären. Egoisten und Einzelgänger sind hier fehl am Platz – Teamwork ist gefragt. Vertrauen ist entscheiden. Das schweisst zusammen. Natürlich macht das Spielen mit Freunden auch einfach mehr Spass.

Damit solche Onlinepartien auch wirklich erfolgreich verlaufen, reicht ein Team alleine meist nicht. Darüber hinaus wird auch eine kompetente Führungsperson benötigt, welche die Spiele plant, das Team koordiniert und die nötigen Anweisungen gibt – genau wie im echten Leben. An diesem Punkt knüpfen auch die Erkenntnisse von Byron Reeves und seinem Team von der Stanford-Universität an. Laut ihrer Studie lernen solche Leader zudem gelassener mit Fehlern und Risiken umzugehen und bei verstreuten, sich ständig ändernden Informationen den Überblick zu behalten. Ferner wird auch gelernt, den Mitstreitern Rückmeldungen zu gegeben, ohne diese gleichzeitig zu kränken. Die Kritik soll ihnen helfen, im Team erfolgreicher zu werden, um letzten Endes das gemeinsam verfolgte Ziel zu erreichen. Das Fazit: Wer sich als fähiger Leader in Spielen durchsetzen kann, beweist Führungstalent.

Zu diesem Ergebnis kam laut der Zeitschrift „Harvard Business Review“ auch eine Umfrage unter IBM-Managern mit Game-Erfahrung. Beinahe jeder Zweite gab an, dass Videospiele seine Führungsqualitäten verbessert haben.

Folglich wird die Ansicht, dass Games den Spieler vereinsamen lassen, der aktuellen Situation in keinster Weise gerecht. Somit sollte ein weiteres obsoletes Vorurteil aus der Welt geschafft sein. Nicht zuletzt dank einer objektiven und fundierten Berichterstattung des „Beobachters“, welcher in seiner aktuellen Ausgabe einen entsprechenden Artikel publiziert hat. Um wahrheitsgetreue Informationen zu sammeln wurden Spieler interviewt und Institutionen und Vereinigungen (nicht zuletzt GameRights) angefragt, ohne die in der Medienlandschaft kursierenden, populistischen Unwahrheiten zu kopieren. So sollte es sein. Nichtsdestotrotz sind unvoreingenommene Reportagen zum Thema Videospiele leider noch immer eine Seltenheit.

Quelle: Beobachter Nr. 22, 29. Oktober 2010

 

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