«Eltern, die es keinen Dreck kümmerte»

Ein typisches Videogame-GeschäftDies ist die Übersetzung des Kotaku-Beitrages «I Sold Too Many Copies of GTA V To Parents Who Didn't Give a Damn». Damit auch diejenigen unserer Leser, welche des Englischen nicht oder nicht ausreichend mächtig sind, alles verstehen können, haben wir ihn ins Deutsche übersetzt.

Liebe Eltern ... wir müssen reden. Es gibt da eine Sache, die mich schon eine ganze Weile beschäftigt, und ich habe jetzt genug.

Seit zehn Jahren arbeite ich nun im Videospielhandel. Ich liebe meinen Job. Einige meiner besten Erinnerungen handeln von liebenden, verblüfften Eltern, die in unseren Laden liefen, in naiver Ahnungslosigkeit über die Game-Welt - aber mit Lerneifer. Bald sprach ich mit ihnen über die Wahl von Spieleplattformen, Game-Franchisen, und wie man online zockt. Dann erleuchtete ich sie mit meinen eigenen Gaming-Erfahrungen mit meinen Kindern. Diese Herangehensweise führte dazu, dass sie begannen, sich für das Hobby ihrer Kinder zu interessieren, und sie wurden dazu ermutigt, mit den Kleinen gemeinsam zu spielen

Es gibt kein besseres Gefühl als das, wenn ein glücklicher Elternteil in meinen Laden zurückkehrt und mir sagt, wie zufrieden er oder sie mit meinem Rat war und weitere Produkte wünscht.

Wenn also eine neue Ausgabe von Mario, LittleBigPlanet, Pokémon oder irgend eines anderen kinderfreundlichen Spiels herauskommt, werde ich dabei sein und mich darauf freuen, diese Spiele an Eure Kinder zu verkaufen. Das Entertainment Software Ratings Board (ESRB) [in der Schweiz wäre das PEGI, Anm. d. Üb.], kommt zum Schluss, dass diese Spiele für Kinder geeignet sind.

War es gar Euer Sohn, der mit einem riesigen Konservenglas voller kleiner Münzen bei mir ankam, um Minecraft zu kaufen? Er hatte ein paar Dollar zu wenig dabei, aber keine Angst, ich hab' das übernommen. Der erfreute und aufgeregte Blick, den er mir zuwarf bevor er aus dem Laden rannte, war mehr als genug, um diesen Verlust aufzuwiegen.

Jetzt kennt Ihr also den besten Teil meines Jobs. Lasst mich Euch vom schlimmsten Teil erzählen.

Jede Woche kommen neue Spiele ab 18 heraus. Einige sind mehr 18+ als andere. Ich habe kein Problem damit, wenn meine Kinder mir beim Spielen von 18+-Titeln wie Halo, Skyrim oder Fable zuschauen. Dann gibt es aber noch Spiele wie Duke Nukem, Saints Row und Grand Theft Auto, aufgrund welcher ich diesen Brief hier schreibe.

Letzte Woche hat mein Laden über tausendmal GTA V verkauft, davon gingen mindestens 100 Exemplare an Eltern von Kindern, die kaum über den Ladentisch schauen konnten.

Mit den Jahren konnte ich zuschauen, wie die Grösse, die Geschichte und die Grafik von Games stetig wuchsen und sich entwickelten, um einen immer besseren Realismusgrad und eine starke Immersion zu bieten. Dies stimmt für alle Spiele, auch für solche ab 18.

Wenn ich die Klassifikationssätze rezitiere, welche auf den Boxen von Spielen ab 18 stehen, und es bei Euch auf einer Seite rein und der anderen wieder raus geht, fühle ich den Drang, etwas genauer zu werden. Daher erwähne ich dann Dinge wie dass ein Spiel aus der Egoperspektive gespielt wird oder halbnackte Stripperinnen zeigt, oder dass eine Mission vorkommt, in der man einen anderen Menschen foltern muss.

Als Antwort höre ich meistens etwas wie "Oh, es ist für meinen älteren Sohn" oder "Alle seine Freunde haben es ja schon".

Dann frage ich mich jeweils, wie oft das jüngste Kind der Familie den "älteren Sohn" denn beim Spielen beobachtet, oder was er tut, wenn "alle seine Freunde" von einer Klippe springen würden. Ich sage Euch das nicht, weil ich Euren Erziehungsstil nicht mag. Ich tue es, weil ich mir vorstelle, wir Euer kleiner Timmy, der vor mir im Laden steht, in der ersten Klasse vor meiner kleinen Tochter sitzt.

An dieser Stelle werden sich diejenigen von Euch, welche keine Eltern sind, etwa so anhören: "Lass doch einfach die Kinder über den Inhalt entscheiden" oder "Ich habe in GTA3 mit fünf Jahren schon Nutten abgeknallt und bin heute völlig normal." Das ist grossartig. Ich akzeptiere Eure Meinung. Obwohl Ihr Eure Meinung ändern dürftet, wenn Eure Tochter aus der Primarschule nach Hause kommt und weint, weil ein Junge sie eine Schlampe genannt hat.

Ich liebe die Dinge, die Leute wie Mike von Penny Arcade tun, um Eltern die Altersklassifikationen näher zu bringen und ihnen zu zeigen, welche Spiele für die Kinder gut sind und welche nicht. Ich liebe es, dass die ESRB einen Haufen Werbung heraushaut, welche darauf abzielt, das Bewusstsein über Alters-Ratings zu erhöhen.

Alles, worum ich Euch bitte, ist, dass Ihr Euch die Verpackungen gut anschaut, einen Mitarbeiter um Hilfe bittet, oder Euch einfach ein bisschen mehr involviert.

Abschliessend möchte ich darum bitten, dass Ihr nicht einfach durch Euren iPhone-Bildschirm scrollt und mich ignoriert, während ich Euch erklären will, warum ein bestimmtes Spiel nun berechtigterweise ab 18 eingestuft wurde.

Wir wollen nur helfen.

Danke, Kotaku, dass ich das Wort ergreifen durfte.

Mit freundlichen Grüssen

Euer Durchschnitts-Videogameverkäufer-Veteran

 

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