Schule Untereggen: Offene Ohren für einen Gamer

Logo der Schule Untereggen SGAm letzten Donnerstag Abend durfte ich die Gelegenheit nutzen, an einer Elternbildungsveranstaltung zu referieren. Gemäss meiner Kontaktperson Frau Blaser, war eine ihrer Kolleginnen bei meiner Präsentation in Uzwil auf GameRights aufmerksam geworden und erachtete meinen Vortrag als passend für einen Abend, der sich um neue Medien und Jugendgewalt drehen sollte. So fuhr ich also rund achtzig Kilometer nach Untereggen im Kanton St. Gallen.

 

Nach gut sechzig Kilometern, welche ich in Dunkelheit und nach einem Arbeitstag fast dösend auf der Autobahn verbrachte, weckten mich die letzten dreitausend Meter in die Mehrzweckhalle in Untereggen auf: Das Dorf wies viele enge, komplizierte, verwinkelte Strassen auf, welche höchste Konzentration erforderten. Ich fragte mich: Wie wird man an diesem Abend auf meine Präsentation, auf die Ansichten von GameRights reagieren? Wird es genauso kompliziert wie der letzte Teil meiner Fahrt, mit vielen Kritikern und eher ablehnenden Meinungen gegenüber Games, oder wird es ein "Durchrutschen" wie auf der Autobahn, ohne eine spannende Diskussion, ohne Herausforderung?

Nachdem ich sehr freundlich empfangen und vom örtlichen Schulleiter vorgestellt worden war, konnte ich mit meiner Präsentation beginnen. Ich verlor mich zwar etwas in der Zeit, schätze jedoch, dass ich etwa fünfzig Minuten referiert habe. In meiner Präsentation ging es, wie schon in Uzwil, um den Kernpunkt "elterliche Medienkompetenz". Ich ging auf die ersten kontroversen Games ein, um danach die Chronik der Amokläufe (eigentlich ein unpassendes Wort, wie ich den rund dreissig Anwesenden zu bedenken gab) aufzulisten. Weiter ging es mit der Erläuterung der aktuellen politischen Situation rund um die Verbotsforderungen, gefolgt von der Vorstellung der Variante, PEGI gesetzlich zu verankern. Kurz vor Schluss erklärte ich die Wichtigkeit der elterlichen Medienkompetenz, und warum sie die einzige ehrliche und nachhaltige Lösung sein kann. Ich schloss mit dem Stichsatz, welchen ich schon in Uzwil verwedete: "Seien wir gemeinsam fit für die Zukunft!"

Es folgten einige interessante Fragen, wobei um das Thema der wissenschaftlichen Resonanz zum Thema auch eine kleine Diskussion entbrannte. Ein Herr kritisierte, dass einige Studien sehr wohl negative Auswirkungen belegen würden. Ich gab ihm Recht, entgegnete jedoch, dass es auch einige Studien gibt, welche das genaue Gegenteil als Resultat nennen. Dr. Olson's Studie nannte ich als ein Beispiele, ebenso das Hirnschwingungs-Experiment, womit ich meine Aussage, dass die Wissenschaft schlussendlich keine wirklich allgemein nutzbare und gültige Konklusion hervorbringen kann.

Während ein relativ kleiner Teil der Anwesenden in Gruppen das Thema diskutierte, wurde ich gebeten, vor denjenigen Personen, welche eine kleine Einführung zum Thema "Facebook" erhalten wollten, das Social Network kurz zu umreissen. Während ungefähr zehn Minuten erklärte ich den Sinn und Zweck Facebooks am Beispiel meines eigenen Kontos.

Schlussendlich wurden die Ergebnisse der Gruppendiskussionen nochmals im Plenum zusammengefasst. Es wurde festgehalten, dass die Wichtigkeit der Zusammenarbeit von Alt und Jung, von Nicht-Gamern und Gamern im Punkt "Videogames verstehen" erkannt wurde und dass es keine Lösung sein kann, totale Verbote auszusprechen. Als Hauptgründe wurden hier genannt, dass es den zehntausenden von erwachsenen Spielern, welche problemlos mit dem Medium umgehen können, gegenüber nicht fair wäre; andererseits könne ein Verbot in Zeiten des Internet problemlos umgangen werden.
Nach dem Anlass wurde mir als Dank für den Auftritt ein "Präsent" überreicht. Bei einem kleinen Apéro durfte ich noch einige positive und interessante Rückmeldungen entgegennehmen und mit verschiedenen Personen ein wenig diskutieren, bevor auch für mich die Zeit der Heimkehr kam - immerhin war es schon knapp Mitternacht, und wir hatten um 20 Uhr begonnen ..


Rückblickend bin ich persönlich sehr froh über meine Teilnahme am Elternbildungsabend in Untereggen und zufrieden mit dem Ergebnis. Wie es scheint, konnte ich einige Personen mit kritischen und teils vielleicht sogar ablehnenden Ansichten von dem ehrlichen Umgang mit Games überzeugen oder zumindest dazu bringen, das Thema nochmals neu zu überdenken und nicht nur spielkritische Punkte miteinzurechnen. Es ist immer wieder schön zu sehen, dass sich Eltern und Lehrer doch noch mit offenen Augen den Spielen nähern und auch mal eine Facette kennenlernen möchten, welche abseits von einschlägigen Screenshots, Bezeichnungen und Schreckgeschichten liegt. So hoffe ich, bald wieder einmal für GameRights einen ähnlichen Besuch abstatten zu dürfen und möchte hier insbesondere die Wichtigkeit unserer öffentlichen Arbeit über verschiedenste Kanäle noch einmal betonen: Nur, wer an die Leute herantritt, wird mit ihnen in Berührung kommen!

 

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